Fragen Forschen VERBÜNDEN!

In einem Ensemble von alter und neuer Architektur verbirgt sich in Leipzig eine Galerie für zeitgenössische Kunst. Dieser Ort ist ein außerschulischer Lernort. In der ehemaligen Herfuth’schen Villa gibt es einen Raum für das ästhetische Forschen. Er ist wohl der schönste im Haus. Das Ambiente und das Setting lädt jeden Lernenden in eine aktive Auseinandersetzung mit der Kunst ein. Heute steht dafür die Galeriemitarbeiterin Lena Seik einer jugendlichen Gruppe zur Seite. Mit der Frage, was machst du hier eigentlich beginnt unser Gespräch: „Mein Beruf heißt Kunstvermittlerin. Meinen Auftrag würde ich so beschreiben: Ausgehend von der Frage „Was hat das mit mir zu tun?“ diskutiere ich mit Menschen zeitgenössische Kunst – also deren Inhalte, Ausdrucksformen und gesellschaftliche Zusammenhänge. Dabei wird meist schnell deutlich, dass es in dieser Debatte kein Richtig oder Falsch gibt. Kunst kann Anlass sein für eine Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen, die unser Zusammenleben betreffen. Das Diskutieren darüber muss nicht immer in Gesprächen stattfinden. Oft entwickle ich künstlerische Projekte für verschiedene Zielgruppen, in denen diese Fragen im Mittelpunkt stehen. Mittels künstlerischer Formen werden sie sichtbar gemacht.“
Heute gibt es genug Zeit  für die Schülerinnen und Schüler in einem hellem großen Raum Zugang zu dem Werk von Karin Sander zu finden. Sie hat für ihr Projekt „Zeigen“ Künstlerinnen und Künstler, die mit ihrem Werk in der Sammlung der Galerie vertreten sind, eingeladen, einen akustischen Beitrag zu erstellen, der ihre künstlerische Arbeitsweise hörbar und darüber hinaus für die Besucher „sichtbar“ macht. Aber wirklich zu sehen gibt es nichts. Die Jugendlichen können sich fast 150 einzelne Beiträge über einen Audioguide abrufen. Die Werke sollen dann in ihren Köpfen entstehen. Ich beobachte sie. Sie schauen irritiert, lachen leise und empfehlen sich untereinander die ein oder andere Nummer. Am Ende entscheiden sie sich für eins. Mit diesem Eindruck und einer Imagination von einem Bild gehen ca. zehn Schülerinnen und Schüler des Neigungskurses Kunst der 94. Oberschule in Grünau zurück in den Vermittlungsraum. Im Tandem mit der Lehrerin Cindy Bittner arbeitet Lena Seik und zeigt dort die Methode der Collage, die die Jugendlichen dann als Monotypie umsetzen. Sie wissen nicht wirklich, dass sie als Forscher unterwegs sind, aber sie arbeiten mit einer fragenden Haltung. Sie hören, gehen einen Dialog mit dem Kunstwerk ein, wählen aus, hinterfragen, setzen eine Bildidee kunstpraktisch um, äußern sich ästhetisch, vergleichen das Ergebnis mit dem Werk und präsentieren in der Gruppe. Sie werden von der Vermittlerin geleitet und sie hilft ihnen, eine eigene Interpretation zu finden. Darin hat sie in den letzten Jahren viel Erfahrung gesammelt. Mit der Einrichtung einer eigenen Abteilung wurde der Kunstvermittlung ein deutliches Gewicht innerhalb der Galerie verliehen. Das wird durch das Label GfZK/for you sichtbar.  Gemeinsam mit der Schule hat sich die Institution 2011 im Programm Kultur.Foscher beworben. Leider ist dieses in Sachsen nicht mehr aktiv, aber bundesweit wurde durch die Universität in Marburg ein  Kultur.Forscher- Netzwerk gegründet, um weiterhin voneinander lernen zu können und den Akteuren den Austausch mit den Studierenden unseres Weiterbildungsmasters „Kulturelle Bildung an zu Schulen“ zu ermöglichen.  Um nachhaltig das ästhetische Forschen im schulischen Kontext zu verankern, braucht es diese Stärkung durch ein Netzwerk.

In Leipzig spüre ich am Tisch Erschöpfung vom ständigen Kampf für die Sache. „Irgendwie waren wir schon mal weiter.“ sagt Cindy Bittner. Es fehlen die richtigen Ansprechpartner in den verschiedenen Ebenen. Es braucht ein klares Statement für die kulturelle Bildung. Hier sitzen extrem motivierte und hoch engagierte Frauen, mit einer aktiven Schnittstelle zur Universität und der Lehrerausbildung, die gemeinsam etwas voranbringen wollen.
Keine Resignation, NEIN! Wir werden ein Institut gründen! Wir werden in Kontakt bleiben und das Netzwerk vergrößern. Sachsen, Mitteldeutschland, Europa, die Welt und der Kosmos. Ich bin dabei!

 

 

Schülerarbeit

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