Es gibt Orte für Begegnungen mit anderen Menschen der kulturelleren Bildung, die sind einfach großartig, authentisch und bieten Erfahrungsräume wie keine anderen. An einem historischen Bildungsort in Sachsen fand Anfang Oktober das internationale Symposium Act.Move.Perform. statt.Das Schloss Siebeneichen in Meißen thront auf einem Felssporn hoch über der Elbe und bietet mit seinem Landschaftspark drum herum eine äußere und innere Auszeit. Die heutige Sächsische Akademie für Lehrerfortbildung ermöglicht die fachliche Fortbildung und die eigene künstlerische Qualifizierung. Diesmal hatte die Technische Universität Dresden mit ihrem Fachbereich Kunstdidaktik eingeladen, um sich eine Woche der Performance und Performativität in Kunst, Bildung und Forschung zu widmen. Am Sonntag davor gab es eine Präsentation in Dresden mit allen nationalen und internationalen KünstlerInnen, die gleichzeitig die Workshops leiteten. Ein paralleler Schülerworkshop und ein anschließender Forschertag ergänzte das Symposium. Bis zu 70 Anmeldungen gab es von Kunst- und Kulturschaffenden, sowie vielen LehrerInnen und Studierenden. Es war eine bunte Mischung und dieses Mal habe ich mich gefragt: „Was machen die hier eigentliche?“ Ich habe nachgefragt. Sie suchen die Begegnung mit den Gleichgesinnten; mit denen, die auch im großen Wasser der Performance schwimmen. Sie suchen den Austausch und vernetzen sich. Die Kunsttherapeutin und Hochschuldozentin Sara Schwienbacher kommt aus Nähe von Bremen und beeindruckt mich durch ihre Erfahrung und Präsenz beim Performen. Diesmal in hellblau und nicht in rosa. Martin Zepter aus Dresden verbindet die ästhetische Bildung mit dem Theater und der Performancekunst. Dabei hat er schon mit vielen Jugendtheatern kooperiert. Natürlich sucht er neue Anknüpfungspunkte und Themen für Kunstproduktionen. Er hat immer den! Panda dabei. Dieses Plüschtier ist für ihn eine Kunstfigur und ein Symbol für vieles. Für ihn sucht er vielleicht noch einen Namen, aber eine schräge Geschichte über diesen hat er schon.
Gemeinsam mit ihnen bin ich im Workshop bei Vivian Chinasa Ezugha, eine in London lebende Nigerianerin, die in unserer Gruppe mit Objekten arbeitet. Auch da suchen wir Dinge, die uns in der ein oder anderen Übung unterstützen. In einem anderen Workshop arbeitet Wolfgang Sautermeister aus Mannheim. Er ist kein Suchender mehr, eher ein Erfahrener in der Lehre und der Kunst. Sein Fokus ist auf Musik gerichtet, interdisziplinär und inklusiv. Sehr beeindruckt hat mich sein Bericht über die Arbeit mit Jugendlichen. Seit 2011 engagiert er sich bei „zeitraumexit“ im Bereich der kulturellen Bildung in Schulen und Jugendhäusern und nutzt dabei eine seiner Kernkompetenzen – die Performancekunst: „Performance wird als Möglichkeit der umfassenden Kreativitätsbildung genutzt, mit dem Ziel, alle zur Verfügung stehenden Fähigkeiten und Potentiale zu nutzen, um Erfahrungen zu machen, Erkenntnisse zu gewinnen und Bedeutungen zu formulieren.“ Von mir großen Respekt für diese Arbeit!
Ich suche die, die nicht nur punktuell die darstellende Kunst in der Schule initiieren, sondern dies als ihr Hauptgeschäft verstehen. Viele sächsische Lehrerinnen sind in ihren Ferien zu dieser Fortbildung gekommen. Und sie suchen auch! Nach der Anerkennung der musischen Fächer und der Stärkung der kulturellen Bildung. Sie sind noch die, die die Fahne hochhalten, doch wenn sie nicht mehr da sind, dann… . Sie suchen nach denen, die dann dafür kämpfen. Wir schielen zu den zahlreichen taffen Studierenden des Studiengangs. Ich unterhalte mich später mit Lena. Sie studiert die Fächer Kunst und Englisch und genießt die wirklich hohe Qualität der Ausbildung, doch auf das wahre Arbeiten in der Schule ist sie noch nicht vorbereitet. Sie glaubt, dass das System für sie nicht wirklich passt. Ihr Herzenswunsch ist mit jungen Menschen zu arbeiten, auch im Kontext Schule, aber eben nicht so wie es gerade dort ist. Auch Daniel ist nach einem sehr erfolgreichen Referendariat an die Uni zurückgekehrt und wird wohl zukünftig hier lehren als in der Schule zu unterrichten. Das ist das große Problem in Sachsen. Es gibt keinen Anreiz, sich in einem überholten Schulsystem einzufügen. Sie wollen lieber ewig studieren, ihren Doktor schreiben oder eben ein Leben lang performen. Also sind sie auch auf der Suche.